Vom 06.04.2025 bis 14.04.2025 hatte ich anlässlich des Geburtstages meiner Schwester Urlaub in Schottland gemacht, leider nicht ganz problemlos: Ich hatte das ursprünglich so geplant, dass ich Freitags, den 05.04, abends vom BER nach Edinburgh fliege, dort am Flughafen im Hotel übernachte und nächsten Morgen dann entspannt mit meiner Schwester und Neffen, die am 06.04. frühmorgens geflogen sind mit dem Mietwagen nach Oban fahren würde. Da unsere jeweiligen Unterkünfte erst ab 15h verfügbar sind hätten wir in aller Ruhe auf dem Weg noch Sehenswürdigkeiten mitnehmen können.
Anreise
Probleme
Ryanair
Ich hatte die Flüge bei Ryanair1 gebucht mit allen notwendigen Extras die die Flüge von Ryanair noch halbwegs erträglich machen. Also abends am BER eingecheckt und gewartet. Der Flug nach Edinburgh verspätete sich immer mehr, bis er schließlich abgesagt wurde wegen zu spät und Nachtflugverbot. Die Passagiere mussten ihr eingechecktes Gepäck vom Gepäckband abholen und zum Ryanair-Schalter gehen bezüglich Übernachtung am Flughafen. Am Schalter gab es dann die Adresse des Hotels - Holiday Inn, etwas außerhalb des BERs. Also bin ich mit dem Taxi dorthin gefahren, eingecheckt, übernachtet und gefrühstückt. Zum Flughafen hatte Ryanair dann tatsächlich Busse besorgt die vom Hotel fuhren.
Am Flughafen (06.04)
Also wieder eingecheckt - was nicht ganz trivial war wegen des eigentlich gebuchten Fluges der ausgefallen war -, Gepäck aufgegeben und gewartet. Und niemand wusste ob und wann der Ersatzflug kommt. Die Passagiere - ich auch - waren komplett im Dunkeln, ich hatte die Ryanair-Hotline vom Flughafen angerufen nur zu Erfahren dass die Hotline der Fluggesellschaft keine Ahnung/Informationen hat ob und wann der Ersatzflug kommt ich sollte doch am Flughafen nachfragen. Mein Einwand, dass die Fluggesellschaft doch am ehesten wissen müsse welche ihrer Flugzeuge unterwegs sind wurde ignoriert.
Später kam dann ein Polizist, der den rat- und informationslosen Passagieren sagen konnte, dass eine Maschine von Ryanair aus Edinburgh im Anflug sei und diese wahrscheinlich unsere Ersatzmaschine sei. Zum Glück hatte er recht, und mit Verspätung2 ging es dann endlich nach Edinburgh, wo meine Schwester und Neffe schon warteten.
Der Flug/die Landung
Der Flug war typisch Ryanair: Unbequeme Sitze, Versuche den Leuten was anzudrehen, usw. Die Landung war noch interessant, es gab nämlich über ein Unwetter/Sturm über die britischen Inseln. Was dazu geführt hatte, dass der erste Landeversuch wegen zu starkem Seitenwind abgebrochen und ein zweiter Versuch unternommen wurde. Im schlimmsten Fall wären wir einen anderen Flughafen - Newcastle stand im Raum - angeflogen, ist aber zum Glück gut gegangen. Ich saß im Flugzeug, erlebt den interessantesten Landeversuch den ich bisher hatte und überlegte mir ob doch so langsam die ersten Passagiere sich übergeben müssten, und prompt lief einer der Ryanair-Leute mit Spucktüte nach hinten 🙂Ich hatte ja den Vorteil dass ich Achterbahn und Fahrgeschäfte gewohnt bin, aber selbst mir war es ein wenig flau im Magen. Aber ich kam an, einige Stunden (plus eines ganzen Tages) später als geplant und traf dann auf meine Schwester und Neffe und wir gingen zum Mietwagenschalter.
Die Nachwehen
Ryanair schuldete mir nun Geld. Zum einen die Taxifahrt zur später Stunde vom Flughafen zum Hotel, zum anderen noch eine Entschädigung von 240 € nach den Fluggastrechten . Ersteres - Taxifahrt - hatte Ryanair dann bezahlt, die Entschädigung weigerte sich Ryanair zu bezahlen, mit dem üblichen Textbaustein dass es nicht ihre Schuld sei und die Entscheidung endgültig sei.
Meine Reaktion darauf: Keine weitere Kommunikation mehr mit Ryanair, sondern direkt eine Fluggastrechte-Agentur beauftragt (noch in Schottland) die sich dann gekümmert haben und tatsächlich den Weg bis zu einer Klage gegangen sind, die Ryanair verloren3 hat. Etwa 40 Euro Provision, dafür keinen Stress und keine Arbeit.
Fazit Ryanair
Ryanair ist genauso schlecht wie sein Ruf. Bei Problemen werden die Passagiere allein gelassen, selbst die Hotline weiß nicht, und Ryanair weigert sich Entschädigung - bis auf die absolut notwendigen Dinge wie Transport zum Hotel - zu zahlen, ohne juristischen Beistand gibt es kein Geld.
Sixt (Mietwagen)
Endlich angekommen gingen wir zum Mietwagenschalter, ich hatte vorher alles reserviert und bezahlt. Auf der linken Seite zu fahren ist kein echtes Problem für mich, das habe ich in Australien schon gemacht und ist einfacher als man sich das vorstellt, sofern man einen Rechtslenker hat. Das einzige Problem: Mit dem “falschen” Arm schalten, was ich noch nie getan habe, also hatte ich einen Automatikwagen4 reserviert. Ich hatte dann die Formalitäten erledigt, hab den Schlüssel erhalten und bin zu dem Auto gegangen. Nur zu meinem Schrecken zu sehen dass es sich um einen Schaltwagen handelt. Egal, Challenge accepted, also mit einem Schaltwagen wo man mit der falschen Hand schaltet, gefahren. Ging alles in allem besser als gedacht, wenn auch nicht ganz so einfach wie auf der linken Seite zu fahren.
Da sich alles verzögert hatte kamen wir leider auf der Hinfahrt nicht dazu Zwischenstopps bei Sehenswürdigkeiten einzulegen, das haben wir dann auf die Rückfahrt verlegt. Oh, und der Sturm war deutlich zu merken, auch am Boden und während der Fahrt. Aber wir kamen dann problemlos in Oban an.
Schottland
Da die Planung der Anreise über den Haufen geworfen wurde und wir später als gedacht von Edinburgh Flughafen losgefahren sind sind wir ohne Zwischenstopps nach Oban gefahren.
Allgemeines
Straßenverkehr
Ich bin in Australien schon auf der linken Seite gefahren, das ist ehrlich gesagt kein großes Problem. Was ich etwas unterschätzt habe und was ich als relativ anstrengend empfunden habe: Die Straßen in Schottland sind hügelig und kurvig, sprich: Vorsicht ist angebracht, ebenso häufiger abbremsen vor nicht einsehbaren Kurven oder Hügeln5, zumal sich hinter Kurven auch überraschend Tiere auf der Fahrbahn befinden können. Das ist schon auf Dauer ein wenig anstrengend und kann zur Reisekrankheit führen. Folgende Sachen gibt es noch zu beachten:
- Die Briten und Schotten sind in der Regel sehr, sehr freundliche und defensive Autofahrer. Es ist eine Freude dort zu fahren, besonders wenn man die Aggressivität im deutschen Straßenverkehr gewohnt sind.
- Die Kreisverkehre sind etwas ungewohnt. Gar nicht mal das Fahren in “die falsche Richtung”, sondern das Setzten des Blinkers - genau wie in Australien. Man stelle sind einen Kreisverkehr als normale Kreuzung vor. Wenn man die Ausfahrt nimmt - direkt links - wird der Blinker gesetzt. Die zweite Ausfahrt - geradeaus - wird nicht am Anfang geblinkt, die dritte Ausfahrt - quasi rechts - wird nach rechts geblinkt. Zusätzlich noch den Blinker bei jeder Ausfahrt setzen.
- In Schottland gibt es etliche Singe track roads. Das war für mich nichts besonderes, von Australien - dem Champion im Bezug auf Offroad, halsbrecherische Straßen - kannte ich so etwas, das ist nicht dramatisch, zumal wie schon geschrieben: die Fahrer sind dort sehr rücksichtsvoll. Einfach schnellere Autos an den Überholstellen vorbeilassen, oder dort auf entgegenkommende Autos warten, einfach nicht - wie in Deutschland - stur auf sein Recht beharren, dann ist das alles sehr entspannt.
(Karten-)zahlung
Wie USA und Australien ist Schottland ein Traum in Bezug auf bargeldlose Zahlung. Ich bin auch hier tatsächlich komplett ohne Bargeld ausgekommen, ich konnte überall per Handy kontaktlos zahlen, selbst an einer SB-Waschanlage, wo ich das verschlammte Auto säubern wollte. Das war alles primär Debitkarte (via kontaktlose Handy), für Hotel und Mietwagen hatte ich eine echte Kreditkarte benutzt.
Es gibt in Schottland wohl regionales Geld - schottisches Pfund - was ggfls Probleme macht in Rest UK, aber da ich kein Bargeld genutzt habe, kann ich dazu nichts sagen.
Haggis
Haggis ist das Nationalgericht von Schottland, die Zutaten und Herstellung klingt erstmal eklig6 so dass es den seltsamen Ruf hat, fürchterlich zu sein. Ist es aber überhaupt nicht. Es geht in etwa in Richtung gut gewürztes7 Hackfleisch. Schmeckt auch überhaupt nicht seltsam oder ungewohnt, kann ich tatsächlich jedem8 ohne Ironie empfehlen.
Oban
Oban ist eine kleine Stadt im nordwestlichen Schottland. Sie ist als Touristenort recht beliebt, war ursprünglich ein kleiner Fischerort was man u.A. daran merkt, wieviel Fischgerichte in den örtlichen Restaurants angeboten wird und ist relativ gut mit dem Auto und dem Zug erreichbar. Vom Fährhafen aus gibt es diverse (touristische) Verbindungen zu diversen Inseln, lokal lassen sich Kombipakete - Fähren, Busse - buchen.
Ich selbst habe mich im Premier Inn Oban einquartiert. Das Hotel entspricht ungefähr einem deutschen Drei-Sterne-Hotel, das Frühstück war ein schottisches (leider ohne Haggis), war recht zentral in Hafennähe gelegen und für Hotelgäste war das Parken auch kostenlos. Außerdem gab es einen Kühlschrank auf dem Zimmer, was praktisch war weil es fußläufig ein Supermarkt - Tesco - gab. Das Zimmer war soweit gut, alles im allem kann ich mich nicht beschweren, ein guter Kompromiss zwischen Preis und Leistung. Jederzeit wieder wieder.
Geschäfte/Restaurants
Es gibt diverse Geschäfte - nicht nur für Touristen - wie besagter großer Tesco und verschiedene Restaurants, eigentlich für jeden etwas. Ich persönlich fand das italienische Restaurant Piazza eigentlich ganz gut, und ich war nicht der einzige mit dieser Meinung, war immer recht voll. Reservierung ist also angebracht. Gelatoburger - eine eigentümliche Kombination aus Burgerschuppen und Eiscafè - ist auch empfehlenswert.
Ausflüge
Wie schon erwähnt kann man von Oban aus diverse Ausflüge mit dem Schiff unternehmen. Wir haben eine Tagestour zur Insel Iona via Mull gemacht. Und die Umgebung lädt auch zu Ausflügen ein, sofern man ein Fahrzeug hat, ein paar Beispiele einer Tagestour die ich von Oban aus unternommen habe:
- Falls of Falloch: Schöner Wasserfall mit Aussichtsplattform
- Inversnaid: Wasserfälle, direkt am Loch Lomond. Die Strecke führt über besagte single track roads, ein etwas robusteres Auto ist hier zu empfehlen
- Loch Katrine
Alles natürlich wetterabhängig. Ansonsten gibt es noch unzählige Ausflugsmöglichkeiten, wir hatten Steinkreise besucht, ein ehemaliges Gefängnis, und vieles mehr. Auf meiner Liste stehen noch diverse andere Ausflugsziele die ich zeitlich nicht geschafft habe, wie Loch Ness, mehr von Loch Lomond usw.
Sonstiges in Oban
Oban hat den McCaig’s Tower. Diese nie fertiggestellte Bau (auch bekannt als “McCaigs’s Folly”) bietet eine schöne Aussicht über Oban und das Meer. Es gibt diverse Veranstaltungen, wir waren in The View bei einem Ceilidh, wo schottische Tänze und Musik gezeigt wurden.
Rückreise
Die Rückreise von Oban nach Edinburgh und nach Berlin war im Gegensatz zur Hinweise unproblematisch, wir hatten ordentlich Zeit, denn der Flug ging erst am nächsten Tag. Also haben wir Teile der Sehenswürdigkeiten, die ursprünglich für die Hinreise geplant waren und auf dem Weg lagen, mitgekommen:
- Falls of Leny: Wasserfälle, der Weg dorthin vom Parkplatz ist ein wenig schlammig und eng
- The Falkirk Wheel: Ein weltweit einziges Schiffshebewerk in Form eines Riesenrades. Leider hat es massiv geregnet als wir ankamen, und so konnten wir nicht lange bleiben oder das Teil in Betrieb sehen
- The Helix/The Kelpies: Zwei große, beeindruckende Statuen von Kelpies, pferdeähnlichen Geistern, die man schon von der Autobahn aus sieht.
Der Rest war unspektakulär. Ich habe meine Schwester nebst Neffen in ihr gebuchtes Hotel in Edinburgh nahe des Zoos gebracht, bin mit dem Auto zum Flughafen und habe es dort nach dem obligatorischen Volltanken abgegeben und habe mich dann in mein Hotel - Hilton am Flughafen - begeben. Der Rückflug am nächsten Tag war ohne Probleme, ebenfalls die Landung am BER.
Fazit
Schottland ist beeindruckend, die Highlands, die Seen, die Menschen. Hat sich wirklich gelohnt, und teuer war es nun auch nicht. Ich denke ich werde irgendwann noch mal dorthin fahren 🙂
Fotos
Ich hatte die Kamera nicht so häufig dabei, unten eine Auswahl von Bildern, eingebettet. Oder direkt
Fotos
Footnotes
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Es flog leider nichts anderes an dem Tag zu den Uhrzeiten, sonst hätte ich Leben nicht Ryanair als Fluggesellschaft gebucht. Die Vorbehalte gegenüber Ryanair haben sich leider bestätigt. ↩
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Nicht nur den Tag, sondern auch die Ersatzmaschine selbst ↩
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Sie haben schlicht und ergreifend nicht auf die Briefe des Gerichts reagiert und damit wurde uns automatisch Recht gegeben ↩
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Abgesehen davon bevorzuge ich schon seit langem Automatik, Es gibt - egal was die Handschaltungsfans so sagen - keinen Vorteil einer Handschaltung, eher Nachteile. ↩
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Hier hätte mich fast jemand frontal erwischt, der genau dieses nicht beherzigt hat und so gefahren ist als es das Konzept “Gegenverkehr” nicht gibt. ↩
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Manche klären unwissende Konsumenten von Haggis nachher auf, was sie da gegessen haben und erfreuen sich an der Reaktion ↩
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Für manche vermutlich schon zu scharf. Ist aber eine erfreuliche Abwechslung, in UK wird oft sehr an Gewürzen gespart und selbst die Einheimischen würzen nach ↩
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Der auch Fleisch isst, selbstverständlich ↩